Mikroskop-Upgrade ermöglicht HNO-Ausbildung in Kamerun

Dr. Max Leßle im Schulungseinsatz

Bericht von Dr. Max Leßle über den Umbau des OP-Mikroskops in Kamerun

Der deutsche Verein HNO für Kamerun e.V. betreibt zusammen mit Partnern in Kamerun seit über 10 Jahren eine HNO-Abteilung in Ngaoundéré, der Provinz-Hauptstadt von Adamaoua im Norden Kameruns.

Nachdem die ersten Jahre dem Aufbau einer effektiven medizinischen und administrativen Struktur gewidmet waren, um eine unter den gegebenen Umständen optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten, ist in den letzten Jahren die Ausbildung einheimischen Personals immer weiter in den Fokus gerückt.

Beispielhaft kann hier die konservative und chirurgische Versorgung von Schilddrüsenerkrankungen, in erster Linie von großen Kröpfen genannt werden. Es konnten insgesamt vier Chirurgen aus der Region ausgebildet werden, so dass dieses Tätigkeitsfeld inzwischen an die kamerunischen Kollegen komplett abgegeben werden konnte.

Dabei kam uns zu statten, dass die Kollegen schon grundsätzlich über operative Erfahrung verfügten und das Operationsgebiet gut zugänglich ist.

Anders sieht es bei den mehr HNO-spezifischen Bereichen der Nasen- und der Nasennebenhöhlen, des Kehlkopfs und des Mittelohrs aus.

Das Fehlen von diagnostischen Instrumenten wie Endoskop und Mikroskop führt dazu, dass neben fehlender diagnostischer Expertise auch keinerlei chirurgische Erfahrung im Einsatz moderner OP-Techniken besteht.

Um unser Personal in der Untersuchung von Ohren zu schulen, hat sich der Einsatz von Video-Endoskopen bewährt. Der nächste Schritt, die chirurgische Intervention, erfordert jedoch den Einsatz von OP-Mikroskopen, welche mit einer Einrichtung für einen Beobachter ausgerüstet sind.

In unserem OP-Saal betreiben wir seit vielen Jahren ein altes, aber sehr robustes OP-Mikroskop der Firma ZEISS. Damit konnten alle wesentlichen Eingriffe am Kehlkopf und am Ohr durchgeführt werden. Es bestand aber aufgrund fehlender Möglichkeit eines Ansatzes für einen zweiten Betrachter, keine Möglichkeit hier ausreichende Ausbildung zu betreiben.

In diesem Zusammenhang kam ein Kontakt mit der Fa. Prechtl TechSolutions zustande. Angetan von dem innovativen Design der transportablen Mikroskope und den vielen positiven Rückmeldungen von Nutzern bei Einsätzen in Entwicklungsländern setzten wir uns mit Herrn Prechtl in Verbindung, um auch für unsere Struktur eine angemessene Lösung zu finden.

Schnell war klar, dass wir hier kein neues Mikroskop anschaffen mussten und, da wir nicht mehr mobil sein mussten, auf unser solides ZEISS-System zurückgreifen konnten.

 

Dann wurden folgende Umbauarbeiten vorgenommen:

  • Der ZEISS OPMI 9-FC Kopf wurde beibehalten, ebenso der Arm und das Stativ.

  • Die Lichtquelle wurde auf eine SPOT 19-FC LED Lichtquelle umgerüstet.

  • Der Binokulartubus wurde durch ein leistungsfähigeres gebrauchtes Binokular mit Brennweite f=170 ersetzt.

  • Ein neues Okularpaar 12,5x/18B wurde eingesetzt.

  • Ein Videoadapter Zeiss mit Brennweite f=74mm wurde eingesetzt, hieran wurde eine Ultra HD 4K 1080P Videokamera angeschlossen.

  • Hinzu kam ein HDMI-Transmitter und die nötigen Kabel und Adapter.

 

Alle Bauteile wurden uns von Prechtl TechSolutions nach intensiver telefonischer Beratung und dem Austausch von Fotos zur Verfügung gestellt. Der Transport erfolgte durch unsere freiwilligen Ärzte bei Besuchen in Kamerun im Handgepäck. Dies hatte sich bewährt, Probleme bei der Verzollung im Bestimmungsland gab es keine.

Vor Ort wurden die neuen Bauteile mit den vorhandenen Teilen zusammengefügt. Der Aufbau ist dank modularer Bauweise aller Bauteile, auch des schon viele Jahre alten ZEISS-Mikroskops, keine handwerkliche Herausforderung und erfordert auch kein Spezialwerkzeug.

 

Mit Frühjahr 2025 konnten wir das Mikroskop erstmals in der neuen Konfiguration in Betrieb nehmen, nach einigen Feinabstimmungen wurde mit den ersten Lehr-OPs im Herbst 2025 begonnen.

Dabei zeigte sich das System sehr stabil und leistungsfähig.

Lediglich die HDMI-Wireless-Übertragung neigte zu Ausfällen (was aber am Monitor liegen kann), weshalb wir die Übertragung auf den Monitor mit einem ausreichend langen HDMI Kabel umsetzten.

Ebenso zeigt der Monitor, gedacht für ein Endoskopie-System, Schwächen in der Farbdarstellung und in der Kompensation von starken Kontrasten. Hier soll in Zukunft ein leistungsstärkerer Monitor Abhilfe schaffen.

 

Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit und der innovativen Kraft der Fa. Prechtl TechSolutions konnten wir also, aufbauend auf einem bereits vorhandenen OP-Mikroskop, eine technische Verbesserung des Mikroskops und die Möglichkeit einer „on hand“ Ausbildung in der Mikrochirurgie des Ohres und des Kehlkopfes verwirklichen.

Dabei konnten all diese Maßnahmen zu einem Preis umgesetzt werden, der nur einen Bruchteil dessen entsprach, der bei der Neubeschaffung fällig geworden wäre!